Der Unterricht


In früheren Zeiten wurde der Unterricht ohne feste Lehrpläne durchgeführt. Lesen, Rechnen und Schreiben waren von untergeordneter Bedeutung. Wichtigster Bestandteil des Unterrichts war das Lehren religiöser Gesänge und Gebete.

Es gab keine Schulpflicht. Nur Jungen besuchten die Schule, Bildung für Mädchen wurde für überflüssig gehalten. Nach Aufzeichnungen von Pfarrer Jakob Barthel besuchten um 1610 im Sommer 13, im Winter 40 Knaben die Schule(1).

Aufzeichnungen in den Gemeindeunterlagen aus dem Jahre 1730 zeigen, daß zu dieser Zeit der Schulbesuch sehr zu wünschen übrig ließ. Es wurde bemängelt, daß "viele Eltern ihr Kind weniger als gar nicht in die christliche Lehrschul und Ministrantendienst schicken, welches doch zu ihrem Seelenheyl, christlichem Wandel und unsterblichen Leben höchst notwendig erforderlich ist, als dem Schulmeister bey Straf anbefohlen worden über die Jugend ein zuverlässige Specification zu verfassen . . . denen Eltern aber bey empfindlicher Straf . . . auf das nachdrücklichste anbefohlen worden, ihr Kind fleißig in die Schul und zum Gottesdienst zu schicken . . . im widrigen sie für jeden Tag, so das Kind am Schul- und auf geschehenes citieren zum Ministrantendienst nicht erscheint jedesmahl 1 fl zur Straf erlegen solle"(2).

1773 wurde im Hochstift Würzburg unter dem Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim die 6jährige Schulzeit eingeführt. Schulpflichtig waren wahrscheinlich alle Kinder ab dem 6. Lebensalter. Das Schuljahr gliederte sich in die Sommer- und Winterschule.

Nach einem Jahresbericht der Schulinspektion von 1828 dauerte die Sommerschule für die älteren Schüler (5. bis 7. Klasse) von 5.30 bis 7.30 Uhr, dabei war der Besuch der Messe vor dem Unterricht bereits eingeschlossen. Anschließend gingen die jüngeren Schüler von 7.30 bis 9.30 Uhr zur Schule(3). Damit war der tägliche Unterricht abgeschlossen. Die Unterrichtszeit war wohl deshalb so kurz, weil die Kinder besonders im Sommer als Arbeitskräfte gebraucht wurden.

Die Winterschule dauerte von 7 bis 10.30 Uhr. Hier waren alle 7 Klassen zusammengefaßt. Auch hier war der Besuch des Gottesdienstes vor dem Unterricht bereits inbegriffen. Nachmittags begann der Unterricht um 12 Uhr und dauerte bis 15 Uhr.

Unterricht mit 70 bis 90 Schülern setzte ein großes Organisationstalent des Lehrers voraus. Er mußte die verschiedenen Unterrichtsinhalte der einzelnen Klassen koordinieren und versuchen, die vielen Kinder im Zaum zu halten. Nebenbei mußte er auch noch seinen Pflichten als Gemeindeschreiber nachgehen. In diesem Fall hatten die älteren Schüler die Aufsichtspflicht.

Der Unterricht begann mit der Hausaufgabenkontrolle, anschließend wurden verschiedene Arbeiten eingeteilt. Der Lehrer arbeitete jeweils mit einer Klasse Klasse an der Tafel, die anderen mußten sich still beschäftigen, meistens eine Schreibarbeit erledigen. Höhere Jahrgänge mußten mit den kleineren Schülern rechnen.

Religionsunterricht wurde vom Pfarrer, gleichzeitig Lokalschulinspektor, erteilt. Dieser unterrichtete hauptsächlich Katechismus. Bibelunterricht wurde noch zusätzlich vom Lehrer gehalten. Zum Religionsunterricht erließ die Schulbehörde 1823 den Beschluß, daß der Lehrer auch Religion unterrichten solle, damit die Leute nicht "laut und offen von dem Schullehrer sagen würden, er sey unfähig, den Religionsunterricht zu ertheilen"(4).

Daß so viele Kinder auf engstem Raum nicht immer zu bändigen sind steht außer Frage. In diesem Fall griff der Lehrer oft handgreiflich durch; die Prügelstrafe war früher üblich. Lehrer Amling war als ziemlich grob berüchtigt, die Leute meinten sogar, er wäre zum Schmied besser geeignet als zum Lehrer. Als körperliche Züchtigung gab es meist Schläge mit dem Lineal oder Rohrstock auf die Handflächen, oft wurden die Missetäter auch an den Ohren und Haaren gezogen. Beschwerden der Eltern über Mißhandlungen der Kinder gab es praktisch nicht, Schläge waren als probates Erziehungsmittel anerkannt.

Der Bestand an Lehrmitteln war ziemlich dürftig. Es gab Bücher für Geschichte, Lesen und Rechnen. Diese mußten von den Schülern selbst gekauft werden.

Die Unterrichtsdauer wurde, wie auch die Ferien, von der Lokalschulinspektion unter Leitung des Ortspfarrers festgelegt. Die tägliche Unterrichtszeit wurde in späterer Zeit, wahrscheinlich bereits Ende des 19. Jahrhunderts, auf einen späteren Beginn verschoben. Die Sommerschule dauerte von 7 bis 9 Uhr für die großen und von 9 bis 11 Uhr für die kleinen Schüler.

Der Beginn der Sommer- und Winterschule richtete sich nach dem Verlauf der Ernte. Im Jahre 1819 begann die Winterschule am 2. November und dauerte bis Ende April. Die Sommerschule begann am 1. Mai und endete am 20. Oktober. Falls erforderlich, wurde diese Einteilung durch die Lokalschulinspektion und den Gemeinderat verändert. So wurde 1896 beschlossen, daß der Winterschulunterricht vom 1. Oktober bis 30. April dauern solle(5).

Auch die Ferien wurden entsprechend den Bedürfnissen der Landwirtschaft festgelegt. Ferien waren nicht zur Erholung der Kinder bestimmt, sondern sollten den verstärkten Einsatz der Kinder in der arbeitsreichsten Zeit gewährleisten. 1896 wurde festgelegt, die ursprünglich siebenwöchigen "Herbstferien" in zwei Teile zu teilen, die ersten vier Wochen von der letzten Woche im Juli bis zum 23. August. Diese Ferien sollten die Getreideernte abdecken.

Die letzten drei Wochen sollten vom 9. bis 30. September dauern. Diesen drei Wochen wurden 1897 noch eine Woche angehängt und dafür kurzerhand die Weihnachtsferien um eine Woche gekürzt. Diese nun vierwöchigen Herbstferien sollten wegen der in diese Zeit fallende Kartoffelernte vom 15. September bis 16. Oktober dauern.

Die unterschiedlichste Arbeitsbelastung hatte auch zur Folge, daß der Schulbesuch im Sommer oft schlechter war als im Winter, was zu häufigen Beschwerden der Distriktschulbehörde über mangelnden Schulbesuch der Jugend führte.

Ursprünglich hatten die Kinder noch eine Woche Weihnachtsferien, die aber, zumindest 1896 wegen der verlängerten Herbstferien, wegfielen. Wie lange diese Regelung beibehalten wurde, ist nicht bekannt. Spätestens in den 20er Jahren gab es nach Berichten ehemaliger Schülern wieder eine Woche Weihnachtsferien. Zusätzlich gab es noch Osterferien, die die Karwoche bis zum Tag nach dem Weißen Sonntag umfaßten.

Nach der siebenjährigen Schulzeit folgten drei Jahre Sonntagsschule. Sonntag mittags vor der Nachmittagsandacht war Christenlehre in der Kirche. Unterrichtsinhalt war der Katechismus. Der Unterricht wurde vom Pfarrer gehalten.

Fortbildungsschule war im Sommer sonntags vor dem Gottesdienst, im Winter dienstags und freitags von 12.30 bis 14.30 Uhr, während die Schüler der 1. bis 7. Klasse Pause hatten. Unterrichtsinhalt war hier hauptsächlich Sachunterricht mit dem Schwerpunkt auf landwirtschaftlicher Berufskunde.

Die Fortbildungsschule wurde vom Lehrer gehalten. An fachliche Voraussetzungen wurden dabei keine Ansprüche gestellt. Lehrer Greiner kam z. B. aus der Oberpfalz und unterrichtete ständig über Wiesen- und Weidewirtschaft, wie er es aus seiner Heimat gewohnt war. Da es in Eßfeld diese Form der Landwirtschaft praktisch nicht gibt, war der Erfolg seiner Ausführungen wohl eher zweifelhaft.

Mit der Einführung der Berufsschulen wurde die Fortbildungsschule abgeschafft. Die Christenlehre wurde bereits während der NS-Zeit eingestellt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in Bayern die achtjährige Schulzeit eingeführt. Auf dem Land blieb es zunächst bei sieben Schuljahren, da die Schulbehörde den Wunsch der hauptsächlich in der Landwirtschaft arbeitenden Familien respektierte, die Kinder zur Feldarbeit heranzuziehen. In Eßfeld wurde das 8. Schuljahr erst Ende der 30er Jahre eingeführt. Noch 1938 bat die Gemeinde um eine Aufschiebung, da die Räumlichkeiten bereits mit sieben Klassen sehr beschränkt seien(6).

Im Zuge der Reform des Volksschulwesens wurde 1969 das 9. Pflichtschuljahr eingeführt. Verbunden mit einer allgemeinen Schulreform mit ihrem breitgefächerten Bildungsangebot entstand das bis heute geltende Schulsystem.


Fortbildungsschule 1934;
hinten v. l.: Rosa Beetz, Mathilde Schauer, Rosa Kraft, Regina Zehnter, Rita Karl, Helene Beusch, Hilde Fuchs, Babette Köber, –?–, Verweser Lehrer Köhler;
2. Reihe: Adelheid Lanig, Maria Raps, Rita Dertinger, Leni Ohrenberger, Rosa Herrmann, Gretel Mann, Tilly Breunig, Hilde Kolb, Margarete Wachter, Adelheid Zipperich, Frieda Mark;
3. Reihe: Leo Füller, Alfred Raps, Josef Breunig, Georg Vogt, Bernhard Beck, Josef Schmitt, Richard Zehnter, Alois Himmel, Stefan Körner, Alfred Hirth


(1) STAATSARCHIV WÜRZBURG, Geistliche Sachen, Fasz. 67/1511 Blatt 7
(2) Gerichts- und Dorfprotokoll, 14. Oktober 1730
(3) STAATSARCHIV WÜRZBURG, Statistische Sammlung, Nr. 98
(4) ebd., LG Ochsenfurt, Administrativakten, Nr.94
(5) Protokollbuch der Gemeinde Eßfeld, 27. Juli 1896
(6) ebd., 18. April 1938