1950 - 1959


1950 kam Alfred Graf als letzter und jüngster Heimkehrer aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. 16 Soldaten blieben weiterhin vermißt, von ihnen gab es kein Lebenszeichen mehr.

Nach dem Ende des Krieges blieb den Leuten nun auch Zeit für die angenehmen Seiten des Lebens. So schlossen sich einige Männer zusammen, um eine Musikkapelle zu gründen, die noch heute besteht, den Musikverein „Frohsinn“ Eßfeld.

Pfarrer König feierte am 31. Juli sein 40jähriges Priesterjubiläum. Um einer Feier zu entgehen, fuhr er am Jubiläumstag nach München. Auf Drängen der Gemeinde gab es schließlich dennoch eine Fest.

Am Samstag, dem 19. August fand abends ein Lampionszug zum Pfarrhaus statt, an dem sich die Pfarrjugend, Gemeinde- und Kirchenverwaltung sowie alle Vereine beteiligten. Unter festlicher Umrahmung durch Gedichte und Musik wurden die Geschenke überreicht.

Der Sonntag begann früh um 5 Uhr mit einem musikalischen Wecken. Um 9 Uhr wurde der Jubilar am Pfarrhaus abgeholt und zur Kirche geführt, wo er mit einem Gedicht begrüßt wurde.

Der Festgottesdienst wurde unter Beteiligung von einigen auswärtigen Pfarrern festlich gestaltet. Das folgende Foto zeigt den Festgottesdienst, man kann darauf noch gut die Einrichtung der Kirche vor der Renovierung erkennen.

Um 12 Uhr gab es ein Festessen im Gasthaus „Zum Löwen“, das von der Gemeinde gestiftet wurde.

Um 14 Uhr wurde der Pfarrer wieder abgeholt zur Festandacht. Anschließend fand eine Schlußprozession statt.

Abends um 20 Uhr gab es schließlich noch einen Festakt im Michelsaal mit Musik, Gesang und Ansprachen. Außerdem wurde von der Jugend ein Theaterstück aufgeführt. Die ganze Gemeinde hat sich am Festtag ihres Pfarrers beteiligt.

 

Diesem großen Ereignis der Pfarrgemeinde sollte bald ein weiteres folgen.

Am 17. November kamen endlich die neuen Glocken, die die im Krieg eingeschmolzenen ersetzen sollten. Am 18. November war feierliche Glockenweihe.

Auch das Jahr 1951 brachte ein weiteres großes Ereignis für die Kirchengemeinde Eßfeld. Am 5. und 6. April besuchte Bischof Julius Döpfner Eßfeld zu einer Visitation. Am 5. April um 16.45 Uhr wurde er am oberen Ortseingang, bei Landwehr, empfangen.

Das ganze Dorf war feierlich mit Fahnen, Triumphbögen und Transparenten geschmückt. Die neugegründete Musikkapelle spielte, außerdem sang der Chor, der damals wie die Musikkapelle von dem aus Berlin stammenden Dr. Schmitt geleitet wurde. Nach Ansprache und Gedicht gab es eine feierliche Prozession durch den festlich geschmückten Ort zur Kirche.


Empfang des Bischofs am oberen Dorfeingang

Der Bischof führte dort eine Religionsprüfung der Kinder durch, das heißt, er stellte ihnen Fragen zum religiösen Wissen. Anschließend nahm er die Visitation der Kirche vor. Abends um 20 Uhr wurde ein Ständchen vor dem Pfarrhaus von der Musikkapelle gegeben, außerdem sang wieder der Chor. Dazu hielt der Bürgermeister eine Rede, die von einer Dankansprache des Bischofs gefolgt wurde.

Am nächsten Tag wurde der Bischof wiederum in einer feierlichen Prozession abgeholt und zur Kirche gebracht. Dort zelebrierte er die Firmung von 30 Eßfelder und 100 Giebelstädter Kindern.

Am Nachmittag reiste der Bischof unter Glockengeläute wieder ab. Die ganze Bevölkerung nahm mit Begeisterung Anteil am Besuch des Bischofs und bereitete ihm einen herzlichen Abschied.


Begrüßung an der Kirche durch Gundelinde Breunig

 

Am 1. April 1952 kehrte wieder ein Stück Normalität nach dem Krieg in den Alltag ein. Das Fränkische Volksblatt erschien als erste Tageszeitung wieder.

Der 27. Juli des gleichen Jahres brachte der Gemeinde Eßfeld die erste Primizfeier seit Menschengedenken. Richard Körner, ein Sohn der Gemeinde, war zum Priester geweiht worden.

Die ganze Gemeinde beteiligte sich begeistert an den Feierlichkeiten. Wie beim Bischofsbesuch war das ganze Dorf mit Fahnen, Kränzen und Triumphbögen geschmückt. Am Vorabend der Primiz wurde Richard Körner am östlichen Dorfende abgeholt und zur Kirche geleitet. Nach Einbruch der Dämmerung wurde ein Lampionszug mit Musikbegleitung abgehalten und anschließend das Geschenk der Gemeinde, das aus Kelch und Patene bestand, vom ersten Bürgermeister überreicht.


Abholung von Richard Körner an seinem Elternhaus

 


Feierliche Prozession durch das geschmückte Dorf

1953 wurde die Sperrstunde, die nach Kriegsende eingeführt wurde, auf  0 Uhr verlängert, „um den jungen Leuten die Möglichkeit zu geben, einige schöne Stunden zu erleben“(1).

 Zur Freude der Dorfbewohner und als willkommene Abwechslung im dörflichen Alltag veranstalteten die Schulkinder im Sommer des gleichen Jahres unter der Leitung von Lehrer Morche einen Umzug mit verschiedenen bunt kostümierten Gruppen.

   


Umzug der Schulkinder; vorne: Rudolf Breunig, Reiner Knobloch, Lioba Raps, Rita Graf, Gertrud Schmitt; hinten: Walter Struntz, Otmar Schmitt, Franz Seiler, Otto Rappl, Brigitte Knobloch

   


Umzug der Schulkinder; von links: Lissi Reis, Artur Pickel, Werner Graf, Lilo Petzold, Gritti Pfortner, Renate Scholz, Helga Pfeuffer, Inge Lang, Reinhilde Raps

 

1954  wurden  noch  amerikanische  Lebensmittelpakete an Bedürftige verteilt. Die Gemeindeverwaltung suchte dafür 12 Personen aus(2).

In diesem Jahr wurde auch mit der Kirchenrenovierung angefangen. Leider wurden neben notwendigen Reparaturen auch Maßnahmen durchgeführt, die irreparable Schäden an der Inneneinrichtung verursachten. In puristischem Übereifer wurden der kunstvolle Kronleuchter, Verzierungen an Altären und Stationsbildern sowie die Aufbauten der Altäre entfernt. Außerdem wurden die Wandgemälde im Chor und die Verzierungen an der Decke übertüncht. Die Renovierungsmaßnahmen stießen daher auch nicht auf einhellige Zustimmung.

Während der Renovierungsarbeiten fand der Gottesdienst werktags in der Nikolauskapelle, sonntags in der Pfarrkirche statt.

Am 5. Juli fand eine Marianische Wallfahrt der Kirchengemeinde nach Retzbach statt. Um 5 Uhr am Morgen war eine Pilgermesse. Anschließend, gegen 6 Uhr, ging die Prozession ab nach Goßmannsdorf an den Main. Die älteren Leute wurden mit einem Bus gefahren. Ab Goßmannsdorf nahm die Pilgerschar ein Schiff. Um 10 Uhr wurde nach Ankunft in Retzbach Gottesdienst gefeiert. Nach einer Andacht am Nachmittag ging es per Schiff wieder zurück nach Goßmannsdorf und von dort aus mit dem Bus nach Hause.

Die Wallfahrer wurden von der Musikkapelle begleitet. Obwohl Pfarrer König die Wallfahrt in seinen Aufzeichnungen als „sehr schön“ bezeichnete, waren sicher nicht alle dieser Meinung.

An diesem Tag gewann nämlich Deutschland zum ersten Mal die Fußball-Weltmeisterschaft und es bedurfte einiger Überredungskunst des Pfarrers, die Fußballinteressierten, besonders die Musikanten, zu einem gütlichen Ende der Prozession zu überreden. Vielleicht war es ja gerade der auf diese Weise von einigen Fußballfans erflehte göttliche Beistand, der der deutschen Mannschaft zum Sieg verhalf.

 

Am 8. Dezember 1954 gab es den seither letzten größeren Brand in Eßfeld. Die Scheune von Max Lesch brannte aus unbekannten Gründen ab.

 

Neben den großen Ereignissen kirchlicher Natur gab es natürlich auch weltliche Feste. Am 26. Juni 1955 feierte der 1950 gegründete Musikverein „Frohsinn“ Fahnenweihe.

Die Fahne wurde mit Hilfe von Spenden aus der Bevölkerung beschafft. Anläßlich der Fahnenweihe wurde vom 25. bis 29. Juni ein großes Fest gefeiert.

   


Die neue Fahne des Musikvereins mit den Ehrendamen; von links nach rechts: Michael Schmitt, Gertrud Schmitt, Elisabeth Beck, Brigitte Knobloch, Lore Rappl, Juliane Roth, Rita Scheuermann, Anneliese Pfeuffer, Maria Schöpf, Lenchen Scheuermann, Maria Lanig (hinten Gundelinde Breunig), Rita Graf, Maria Nun, Adelheid Graf, Rosalie Schmitt, Elvira Beck, Reinhilde Raps, Ferdinand Floth; oben: Alfons Schmitt

   

Der Musikverein Eintracht Gaubüttelbrunn wurde Patenverein. Fahnenbraut war Lenchen Scheuermann. Am Sonntag fand als Höhepunkt ein großer Festzug statt.

 

 Simon Graf mit den Gründungs- mitgliedern Sebastian Körner, Michael Körner und Adam Feser Ferdinand Floth und Alfons Schmitt mit der neuen Fahne

Das nächste große Ereignis in der Ortsgeschichte war die Traktoren- und Landmaschinensegnung am 1. Mai 1958. Sie wurde in der Ortsmitte vor dem Hof von Richard Raps durchgeführt. Die Bauern aus Eßfeld und Umgebung kamen dazu mit ihren Traktoren, um für ihre Arbeit göttlichen Beistand zu erbitten.

Auf dem folgenden Foto sieht man die in der Mittelgasse aufgereihten Traktoren. Rechts vorne im Bild ist noch die ehemalige Gemeindewaage zu sehen, die im Jahre 1897 angeschafft wurde, heute aber nicht mehr vorhanden ist. Außerdem kann man noch einige Häuser erkennen, die bis heute durch Neubauten ersetzt wurden.

 


Hemut Schauer und Emil Dertinger bei der Traktorenweihe

Das Jahr 1959 brachte den Abschied von Pfarrer König mit sich, der nach 18 Jahren Priesterlebens in Eßfeld in den Ruhestand ging. Am Sonntag, 27. September 1959, wurde ihm ein feierlicher Abschied im Michelsaal bereitet. Bürgermeister Emhart bedankte sich in einer Rede für die geleistete seelsorgerische Arbeit und überreichte als Abschiedsgeschenk der Gemeindeverwaltung einen Ruhesessel. Den Dank und Abschiedsgruß der Kirchenverwaltung überbrachte Kirchenpfleger Johann Schöpf, er überreichte einen Geschenkkorb. In Liedern und Gedichten bedankte sich die Pfarr- und Schuljugend.


Verabschiedung von Pfarrer König im Michelsaal

Nach weiteren Ansprachen nahm Pfarrer König bewegt Abschied von seiner Gemeinde, indem er allen für die schönen Jahre und die gute Zusammenarbeit dankte. Abschließend bat er, auch dem kommenden Seelsorger mit gleicher Liebe und Treue zu begegnen. Mit dem Segenswunsch „Gott sei mit Euch und segne Euch auf allen Wegen“ verabschiedete er sich von seiner Pfarrgemeinde.


v.l.: Lehrer Morche, Monika Bittner, Waltraud Schmitt, Gertrud Kaiser, Pfarrer König


Brigitte Knobloch und Pfarrer König


(1) Gemeindeprotokollbuch, 24. Januar 1953
(2) Gemeindeprotokollbuch, 19. Januar 1954